Ein ziemliche heikles Thema ist die Selbstversorgung mit Fleisch. Und wieso ist das so heikel? Weil sich bei diesem Thema die Geister scheiden. Der eine liebt Fleisch auf dem Teller und der andere verabscheut es, weil es für ihn unvorstellbar ist, dass ein Lebewesen dafür sterben musste. Ein sehr schwieriges Thema womit man nicht alle Menschen auf einen Nenner bringen kann. Ich bitte daher direkt vorab, dass alle, die leicht besaitet sind, diesen Blogeintrag vielleicht nicht zu lesen und die Bilder sich auch nicht anzuschauen. Denn die Familie Kettler ist die Sorte Mensch, die Tiere liebt und zwar auch auf dem Teller.
Für viele mag es makaber klingen, für andere sind wir direkt sympathisch. Uns persönlich ist es egal, ob man uns als Mensch deswegen verabscheut oder mag, denn für uns ist es wichtig, dass wir uns selbst versorgen und dazu gehört bei uns nicht nur Gemüse. Wir lieben Gemüse und wir freuen uns jedes Jahr auf´s Neue, wenn wir unser eigenes Gemüse pflanzen und ernten. Das macht uns stolz und glücklich. Doch sind wir nicht nur mit Gemüse zufrieden, so oft und gern wir es auch essen, bei uns muss hin und wieder mal saftiges Fleisch auf den Tellern. Wir variieren gerne Fleisch mit Gemüse. Es fühlt sich einfach richtig an, was wir machen, dass wir unser eigenes Fleisch haben und dass die Tiere, die dafür ihr leben lassen, vorher ein wunderschönes Leben mit viel Freiraum in purer Natur hatten. Keine Massenhaltung, keine Tierquälerei!
Masthähnchen klingt auch wieder fies und für den einen oder anderen von euch, hat es einen bitteren Nachgeschmack. Masthähnchen sind einfach nur eine bestimmte Rasse, die ausschließlich für den Verzehr gezüchtet wurde. Sie werden quasi „gemästet“, damit sie schneller fett werden und schnell verzehrt werden können. Das klingt echt heftig, oder? Doch ich habe es selbst miterlebt und finde es wirklich nicht schlimm, wie wir es bei uns auf unserem Hof handhaben.
Wenn es wieder so weit ist und unsere Freunde so wie wir wieder ein paar frische Hähnchen haben wollen, holt Chris eine kleine Anzahl der jungen Hähnchen vom Geflügelhändler unseres Vertrauens. Dann kommen sie in einem schönen, großen selbstgebauten Holzstall, wo sie Auslauf, einen geräumigen Platz zum schlafen und immer ihre Futter- und Wasserschale bei sich haben. Die Hähnchen bekommen ein spezielles Körnerfutter, was extra für diese Rasse gefertigt wurde und bei der Mühle unseres Vertrauens gekauft wird. Jeden Tag gibt es frisches Wasser und das spezielle aufgeteilte Futter, dass sich die Hähnchen selbst einteilen oder eben alles sofort verputzen. Sie bekommen regelmäßig Besuch von unserem anderen Geflügel und können sich damit austauschen. Nach ein paar Wochen sind diese Hähnchen dann „Schlachtreif“ und dann geht auch schon alles ganz schnell. Christian schnappt sich eins nach dem anderen und da alles so schnell geht, bekommen sie schon gar nicht mehr mit, was jetzt überhaupt passiert. Ein erlernter Prozess, den die Großeltern ihrem Enkelsohn beigebracht haben, da sie sich früher ebenso selbst versorgt haben. Etwas ganz normales und natürliches.
Dann geht es an die Arbeit. Ja, Schlachten ist eine Menge Arbeit. Das ist nicht so einfach, als wenn man sich schon fertig geschnittenes Fleisch im Supermarkt oder an der Frische Theke kauft. Wenn der Kopf einmal ab ist, das Hähnchen ausgeblutet ist, wird es mit viel (kochend)heißem Wasser übergossen, damit man die Federn besser raus rupfen kann. Das ist bei einem Hähnchen leichter, als bei einer Ente oder sogar Gänse. Wenn das erledigt ist, wird es vorsichtig von unten aufgeschnitten und mit der Hand werden dann die Innereien entfernt. Dabei muss man auf die Galle aufpassen, die darf nicht kaputt gehen, sonst wird das Fleisch ungenießbar! Die Leber, das Herz und der Magen werden bei uns aufgehoben, da ich Herz und Magen mit abkoche und die Leber macht sich Christian frisch in der Pfanne fertig. Leber in Butter angebraten, dazu Zwiebeln, etwas Salz und Pfeffer. Das Hähnchen wird bei uns oft aufgeteilt, so dass wir Flügel und Bollen, sowie die Brust und das Innenfilet extra vakuumieren und einfrieren können.
Manchmal wird auch ein ganzes oder halbes Hähnchen direkt für eine frische Hühnersuppe fertig gemacht. Gerade jetzt zur kalten Jahreszeit ist eine frische Hühnersuppe sehr gesund und stärkt das Immunsystem. Unser Junior ist zwar noch zu klein um das alles zu begreifen, aber er kann das später alles selbst erlernen, sofern er das auch möchte, denn wir zwingen ihn zu nichts! Er liebt Fleisch, ebenso wie seine Eltern und er isst so gerne Hähnchenfleisch oder Hühnersuppe. Gerade für Babys ist es so wichtig, dass man ihnen auch Fleisch gibt. Und wir haben Glück, dass unser Sohn da sehr pflegeleicht ist und alles isst, was wir kochen.
Wir ernähren uns jetzt nicht nur von Hähnchenfleisch. Ab und an wird natürlich noch Fleisch nachgekauft, aber nicht mehr so oft wie früher und es wird mehr auf die Fleischauswahl geachtet. Letztens gab es bei uns sogar frische Ente. Wir hatten zwei Flugenten bei uns und es stellte sich heraus, dass dies kein Pärchen, sondern zwei Erpel waren. Sie waren die größten Enten, die wir hier hatten und fast schon so schwer und so stark wie Gänse. Da die beiden Erpel bei unseren anderen Enten und Hühner oft für Stress gesorgt haben, haben wir uns dazu entschlossen, dass sie in unserem Tiefkühler landen. Christian hatte sehr viel Arbeit, denn er brauchte ungefähr 2 Stunden für eine Ente, vom Schlachten bis hin zum filetieren. Diese beiden Enten hatten eine enorme Kraft, ihnen fehlte nur der lange Hals, dann hätten sie wirklich als Gänse durchgehen können.
Diese Dinos, wie ich sie immer nannte, hatten bei uns wirklich ein wunderschönes Leben. Wir hatten sie von klein auf an und sie waren auch recht zutraulich. Ich mochte sie richtig gut leiden und habe sie immer mit unserem Sohn mit Obst, Gemüse und manchmal auch Brot gefüttert. Sie haben sich immer sehr gefreut, wenn wir kamen. Doch sie wurden immer „männlicher“ und haben unsere weiblichen Enten nur noch belästigt und bestiegen, die Küken mit ihren Schnäbeln gezwickt und an den Federn gezogen, so dass wir uns eben dazu entschlossen, dass sie jetzt genug erlebt und gesehen haben. Ich liebe Tiere und ich bin sogar ein hochsensibler Mensch, dennoch kann ich es unterscheiden, dass eine Ente kein Kuscheltier ist. Es sind für uns Nutztiere. Da liegt der große Unterschied. Ich habe mit dieser Ente keinerlei Beziehung, noch habe ich mit ihr gebadet oder im Bett gekuschelt. Selbst wenn wir ihnen Namen gegeben haben oder sie gestreichelt und gefüttert haben, sie sind nun mal zum Essen da.
Wir gehen liebevoll und respektvoll mit unseren Tieren um. Sie haben bei uns ein schönes Leben in der Natur mit sehr viel Freiraum. Was will man denn mehr?