Das Landleben
„Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln.“
„Beim nach Hause laufen wieder nüchtern werden; Dorfmenschen kennen das.“
„Ein Dorfkind kennt alle Abkürzungen.“
„Auf dem Lande kennt jeder jeden.“
„Voll der Bauer.“ (Als Beleidigung)
Man könnte ewig so weiter machen und bestimmt kennt ihr auch noch einige Bauernsprüche oder Sprüche über das Leben auf dem Land. Doch wieso machen sich eigentlich so viele Menschen darüber lustig? Ich, als ehemaliges Stadtkind, die teilweise auch im Dorf groß geworden ist, findet das Landleben weitaus schöner, ruhiger und entspannter, als das Stadtleben voller Menschen, Trubel und Hektik. Die einen lieben die Stadt und das schnelle einkaufen/shoppen und die Menschenmassen und die anderen werden eher mir zustimmen, weil sie eher ein Fan von Natur und Ruhe sind.
Ruhe? Naja, wenn man damit meint, dass die Bauern auch Sonntags oder Nachts schon mal arbeiten oder endlos lange und laute Parties gefeiert werden oder Sonntags stundenlang die große Wiese gemäht wird oder man an einigen Ecken die Kettensägen, Motorsensen und Laubgebläse hört?! Das ist natürlich nicht ruhig, aber auch nicht nervig, denn wenn man selbst einen kleinen Bauernhof hat, hat man jeden Tag genug Arbeit und versteht es nur zu gut, wenn die Menschen Sonntags im Garten arbeiten. Dafür wird man selbst niemals doof angemacht, dass man Sonntags auch mal den Rasen mäht oder Holz sägt. Hier auf dem Land sieht man das alles viel gelassener.
Ansonsten ist es natürlich ruhiger als in einer Stadt, denn hier hat man nicht so viele Menschen ständig um einen herum die laut und hektisch sind. Auf unserem Hof sind wir für uns und genießen unsere Ruhe. Wenn uns danach ist, gehen wir in der Nachbarschaft spazieren, oder durch den großen Wald, der schnell zu Fuß erreichbar ist. Doch nicht bei schönsten Wetter, denn dann trifft man nämlich jede Menge (Stadt)Menschen an, die ins Grüne flüchten, ob zu Fuß oder mit ihren Fahrrädern. Das kann auch sehr anstrengend sein, vor allem, wenn man den Hund dabei hat und ihn alle Naselang an der kurzen Leine halten muss, damit ihn keiner umfährt oder umrennt.
In unserer Nähe gibt es einige Bauernläden, in denen man tolle und leckere Lebensmittel einkaufen kann. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man es nicht weit dort hin hat und man super frische Sachen bekommt. Das finden wir auf jeden Fall sehr nachhaltig. Oftmals kennt man sich schon von klein auf an. Sollte man einmal Hilfe brauchen, ist auf die Nachbarn verlass, denn jeder ist für den anderen da, auch wenn man sich so selten sieht. Das schätzen wir bei uns im Dorf sehr.
Das Leben auf dem Land hat so viele Vorteile. Man kann sich zum größten Teil selbst versorgen, sein eigenes Gemüse und Obst anbauen oder auch Tiere züchten. Jeden Tag frische Eier von den eigenen Hühnern genießen. Auch mal sein eigenes Fleisch auf den Teller bringen, wo man ganz genau weiß, dass das Tier vorher ein sehr glückliches Leben hatte und nicht gequält wurde. Man wird automatisch zu einem Gärtner, Bauer, Handwerker, Allrounder. Das bringt das Leben hier so mit sich.
Auch ich, die ja bekanntlich keinen so grünen Daumen hat, wuselt im Garten herum und eignet sich viel Neues an und lernt dazu. Ich sehe auch viel mehr Dinge, die mir vorher nie aufgefallen wären. Habe mehr Gefühl für die Natur bekommen. Was für mich früher in der Stadt in einem kleinen Garten als Unkraut erschien, ist heute für mich eine schöne Pflanze, die unseren Insekten nützlich ist. Ich habe gelernt, dass man die Natur einfach mal Natur sein lassen muss, damit diese sich frei entfaltet. Wenn ich dann im Sommer auf unserer Terrasse sitze, bin ich stolz darauf, dass wir hier eine Natur Oase erschaffen haben. Ich schaue den Bienchen bei ihrer Arbeit zu und bin glücklich, dass ich das alles beobachten kann, dass die Bienen bei uns so viele Blüten haben. Christian und ich freuen uns über jeden Besucher aus der Natur, ob es ein wunderschöner Schmetterling ist, oder Libellen vom Nachbars Teich oder auch mal ein Fasan- oder Rebhuhnpärchen, dass uns besuchen kommt. So etwas hätte ich in der Stadt niemals beobachten können.

Was für uns allerdings das Schönste ist, dass unser Sohn in der Natur groß wird und von Anfang an mit Tieren aufwächst. Er lernt direkt den richtigen Umgang mit den Tieren, dass sie Lebewesen sind, die man mit Respekt behandelt. Es ist so herzerwärmend, wenn unser Junior unsere Katze streicheln will, da schlägt mein Mutterherz Purzelbäume vor Freude. Er geht langsam auf die Katze zu, streichelt ganz langsam und vorsichtig ihren Kopf und berührt behutsam ihre Pfoten. Natürlich haben wir ihm das auch beigebracht und immer wieder sagen wir ihm auch, dass er das ganz vorsichtig machen soll, sonst rennt die Katze nämlich davon, weil sie Angst bekommt. Das wird er aber auch noch alles lernen und je älter er wird, umso mehr wird er das begreifen.
Yunis, unser Sohn, freut sich sehr, wenn wir nach draußen gehen und er seine Enten und Hühner besuchen kann. Als Erstes kommt ihn unser Hund Gino begrüßen, denn der wartet schon immer sehnsüchtig auf sein jüngstes Rudelmitglied und dann wird der Yunis erst mal ordentlich beschnuppert und das Frauchen ebenso. Dann begleitet Gino uns bis zum Zaun, bis Yunis und ich durch das Tor zur Wiese gehen und unser Geflügel besuchen. Die Enten und Hühner sind sehr gelassen, sie haben keine Angst vor uns, aber sie lassen sich auch nicht gerne anfassen. Für Yunis ist das kein Problem, denn er schaut sich lieber einfach alles an und interessiert sich meistens mehr für die Natur. Also werden die kleinen Bäume auf unserer Wiese genauestens untersucht und jeder Grashalm wird kontrolliert, abgepflückt und den Enten hingeworfen, weil er diese so gerne füttert. Im Sommer saß Yunis sehr gerne einfach so auf der Wiese und hat an den Äpfeln geknabbert, während um ihn herum ganz viele Enten wuselten und ebenfalls Äpfel futtern wollten. Ein wunderschönes Bild für uns.

Für uns als Eltern ist es wichtig, dass wir unserem Sohn alles beibringen, dass der Kurze von Anfang an alles lernt, wie man gut mit anderen Lebewesen umgeht, aber auch, woher das Essen – auch Fleisch – herkommt. Dass er sein eigenes Gemüse im Garten hat und sich damit später mal selbst versorgen kann oder, wenn er das denn möchte, auch einmal selbst schlachten kann. Denn das ist bei uns auf dem Lande eine Selbstverständlichkeit und gehört zum Leben dazu und darauf sind wir sehr stolz, denn wir können auf Massentierhaltung verzichten und sind nicht darauf angewiesen billig Fleisch zu kaufen. Das ist auch ein großer Vorteil am Landleben.
Wir sind froh und wirklich sehr glücklich darüber, dass wir so ländlich leben und einen kleinen Bauernhof besitzen. Und so zeige ich euch noch einmal in Stichpunkten, was wir so für Vorteile auf dem Land und dank unserem Hof haben:
- Unser Sohn wächst mit der Natur und Tieren auf, bekommt von Anfang an den Bezug, richtiger Umgang und Respekt den Tieren und der Natur gegenüber, beigebracht.
- Wir leben hier (für uns) viel ruhiger und gelassener, als in der Stadt.
- Wir brauchen uns keine Sorgen darum machen, ob unser Kind irgendwelchen Nachbarn zu laut trampelt oder zu laut seine Kinderlieder hört, denn das stört hier wirklich niemanden.
- Wir können Sonntags unseren Familientag genießen oder auch mal den Rasen mähen oder Holz sägen, wenn es sein muss, da es auf dem Land ganz normal ist, dass man 24/7 arbeitet.
- Wir haben keinen Stress mit der Parkplatzsuche, denn bei uns auf dem Hof haben wir unsere eigenen Parkplätze und Carports.
- Wir beheizen unser Haus mit Kaminöfen, was für uns viel schöner ist, da es eine ganz andere Wärme ist und wir keine trockene Heizungsluft haben, wodurch ich früher öfter mal krank wurde.
- Wir haben unser eigenes Obst und Gemüse direkt im Garten.
- Und wir können unser eigenes Fleisch produzieren und damit auch selbst Wurst und Co machen, wenn/wann wir möchten.
- In unserer Nähe befinden sich tolle Hofläden, die echte Bio Produkte haben, so wie wir selbst auf unserem Hof.
- Viel mehr Natur, als in der Stadt, viel mehr Tiere und viel mehr zu sehen, als nur Geschäfte, Beton und Haus an Haus.
- Wir haben unser altes Fachwerkhäuschen, was wir nach belieben umbauen und renovieren können, ohne erst einen Vermieter nach Erlaubnis zu fragen.
- Wir haben jede Menge Platz für unsere vielen Gerätschaften, für unsere Tiere und für uns zum frei bewegen, arbeiten und genießen.
- Hunde- und Katzenhaltung ist hier Standard und nicht mehr wegzudenken, hier würde niemand sagen, dass wir keine Tiere halten dürfen.
- Wenn ich mal Kräuter zum Kochen brauche, gehe ich einfach in den Garten und hole mir das, was ich brauche. Ebenso machen wir das auch mit Salat und anderem Gemüse. Es ist direkt vor unserer Nase.
- Wir haben täglich frische Eier von unseren eigenen Hühnern und Wachteln.
- Wir leben ländlich und haben dennoch schnelles Internet und sind immer up to Date.
Ich könnte hier jetzt vermutlich stundenlang weiter machen, weil es für mich nur Positives aufzuzählen gibt. Wir fühlen uns hier wohl und auch sehr sicher. Das Landleben tut uns gut, tut unseren Seelen und Körpern gut. Wir lieben es hier und sind einfach nur glücklich. Schöner könnte es für uns nicht sein.
Was haltet ihr vom Landleben, stimmt ihr uns voll und ganz zu oder seid ihr doch eher die Stadtmenschen und möchtet eure City nicht mehr missen? Schreibt es uns in die Kommentare, wir sind gespannt, was eure Vor- und Nachteile sind.
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